Über die Anwendung

Über

Im Jahr 2022 haben sich StoryFile und Meta zusammengetan, um eine kuratierte, explorative Fallstudie über den Holocaust zu erstellen, die die KI-Technologie von Conversational Video mit der immersiven Wirkung von VR und WebXR als Teil eines großen Metaverse-Eröffnungsprojekts kombiniert. Das Projekt ist zu 100 % kostenlos und kann über Headsets, auf einem Desktop oder einem mobilen Gerät erlebt werden. 

Im Mittelpunkt dieses Projekts stehen die Erfahrungen und Erinnerungen der Holocaust-Überlebenden Inge Auerbacher, die als 7-jähriges Mädchen mit ihren Eltern und ihrer Puppe Marlene - benannt nach Marlene Dietrich - das Ghetto Theresienstadt überlebte. 

Das kuratierte Erlebnis zeigt Erinnerungen aus Inges Kindheit, einschließlich ihrer Zeit im Ghetto Theresienstadt, und spätere Erinnerungen aus ihrem Erwachsenenleben, in denen sie über ihr Überleben nachdenkt. Besucher:innen haben die Möglichkeit, Inge zu treffen und eine Reihe von Objekten und Artefakten aus ihrem Leben kennenzulernen. Einige der Interaktionen werden Animationen enthalten, die denen einer "Gedankenblase" ähneln. Das Erlebnis selbst ist kein komplettes interaktives Interview, sondern eher eine kuratierte Reflexion über ihr Überleben mit der Möglichkeit, Inge Fragen zu den vorgestellten Erinnerungen zu stellen. Das Erlebnis sollte etwa 15 Minuten dauern, mit der Möglichkeit, zusätzliche Fragen zu stellen und zu erkunden. 

StoryFile hat ein zweitägiges Interview mit Inge Auerbacher am 17. und 18. Oktober 2022 in New York City aufgezeichnet. Wir filmten Inge mit einer stereoskopischen Kamera für die Illusion von 3D-Präsenz in VR und WebXR. Während des Interviews haben wir alle für die Erstellung des Projekts notwendigen Medien in deutscher und englischer Sprache aufgenommen. 

StoryFile, Meta und die beteiligten Organisationen - darunter der Jüdische Weltkongress, die UNESCO und die Claims Conference - werden Inges Erfahrungen im Sommer 2023 sowohl in Deutschland als auch in den Vereinigten Staaten vorstellen. Diese Website wird mit zusätzlichen Ressourcen und Bildungsangeboten weiter wachsen.

Die ultimativen Ziele dieses Projekts sind: 1) die Holocaust-Erfahrung durch die persönliche Perspektive von Inges Erinnerung und Reflexionen zu teilen; 2) die Möglichkeiten eines Projekts mit sozialer Wirkung zu erforschen, das aufkommende Technologien wie Conversational Video AI und WebXR innerhalb des Metaversums nutzt; 3) laufende Bemühungen zu unterstützen, Antisemitismus zu bekämpfen, indem Inges Geschichte einem deutschen und einem breiteren, globalen Publikum zugänglich gemacht wird.

Bitte besuchen Sie aboutholocaust.org/de für weitere Informationen.

 

Die UNESCO befürwortet keine Produkte, Dienstleistungen, Marken oder Unternehmen.

FAQ

Erzähl Mir, Inge... ist ein WebXR-Erlebnis, das die KI-Technologie Conversational Video von StoryFile mit handgezeichneten 3D-Animationen in einer 360-Grad-Leinwand kombiniert. Es kann entweder als sitzendes VR-Erlebnis in einem Meta Quest 2-Headset oder in einem Webbrowser auf dem Desktop oder auf dem Handy betrachtet werden. Das Stück ist auf allen Plattformen gleich, aber wir sind der Meinung, dass das Quest 2 das beste Erlebnis für  Betrachter:innen bietet, da es ein besseres Gefühl der Präsenz vermittelt.Erzähl Mir, Inge...ist auf Englisch und Deutsch erhältlich und für Zuschauer ab 13 Jahren geeignet.

Bei der Entwicklung einer WebXR-Anwendung mit dem Thema Holocaust orientierte man sich in erster Linie an Inges eigenen Worten und Aussagen. Bevor über kreative oder technische Anwendungen nachgedacht wurde, war es wichtig, Inge als Person kennenzulernen und zu erfahren, wie sie an die Bewahrung und Weitergabe ihrer Geschichte herangeht.

Nachdem wir die Zustimmung von Inge zu dieser innovativen Herangehensweise an ihre Erinnerungen erhalten hatten, überlegten wir uns sehr genau, welchen Grad der Immersion wir den Betrachtenden zumuten wollten: ein dynamisches, fesselndes 360-Grad-Erlebnis zu schaffen, ohne jedoch den Eindruck zu erwecken, die dargestellten Ereignisse würden auf den Betrachtenden passieren.

Unser Leitgedanke war: Betrachter:innen lassen sich auf die Erfahrung von der Perspektive der Gegenwart ein. Indem sie Inge Auerbacher Fragen stellen, können sie Inges Erinnerungen an historische Ereignisse miterleben. Gelegentlich nutzen wir die Nähe zum Betrachtenden, um ein dynamisches 3D-Erlebnis zu schaffen, z. B. Regen, der über den Kopf fällt, oder eine Postkarte, die im Wind vorbeifliegt. Aber die animierten Figuren in den Szenen sprechen den Betrachtenden nie an oder erkennen ihn. Selbst wenn einige animierte Szenen den Betrachtenden in 360 Grad umgeben, sorgen ein beständiger Boden und ein sicherer Radius dafür, dass der Betrachtende in seiner gegenwärtigen Realität verankert bleibt.

Bei der Vorbereitung auf das Interview mit Inge Auerbacher haben wir unsere Fragenliste aus einer Vielzahl von Quellen zusammengestellt, darunter Inges frühere Aussagen, ihre Memoiren Ich bin ein SternGespräche mit Inge selbst sowie StoryFiles eigene Erfahrungen mit Interviews mit Überlebenden des Holocaust.

Während des zweitägigen Interviews war es ein gemeinschaftlicher Prozess, und die Crew scherzte oft, dass Inge die "wahre Regisseurin" sei. Das Interview wurde mit einer allgemeinen Vorstellung angegangen, was man brauchte, damit die Anwendung technisch funktioniert, und danach bestimmten die Erinnerungen und Geschichten, die Inge erzählte, den weiteren Weg. Bis dahin gab es noch keine fertigen Storyboards, da es klar war, dass die Anwendung von ihren Erinnerungen geleitet werden musste.

Für Inge war es wichtig, dass wir neben ihrer Zeit in Theresienstadt auch den Vorkriegs- und Nachkriegsabschnitt ihres Lebens abdecken. Für die animierten Szenen haben wir uns auf Geschichten von Menschen konzentriert, deren Erinnerungen Inge mit sich trägt. 

Während der Postproduktionsphase standen wir in ständigem Kontakt mit Inge selbst, um Details zu überprüfen und ihre Erinnerungen zu bestätigen. Wann immer es möglich war, stützten wir uns auf fotografische Referenzen, sowohl auf historische Fotos und 3D-Scans von Theresienstadt als auch auf Inges persönliche Fotos aus ihrer Kindheit und der Nachkriegszeit. 

Erzähl mir, Inge...sollte von Anfang an in deutscher als auch in englischer Sprache produziert werden. Wir haben das Interview mit Inge Auerbacher in beiden Sprachen geführt und es wurde mit zwei identischen Fragelisten gearbeitet. Dabei ergaben sich natürlich einige Unterschiede, da sich Inge je nach Sprache unterschiedlich ausdrückt. Einige Details und Kommentare sind in den deutschen Antworten enthalten, die in den englischen Antworten nicht vorkommen, und umgekehrt. Da die englische und die deutsche Version die gleichen Animationen verwenden, haben wir bei der Produktion und der redaktionellen Bearbeitung darauf geachtet, die animierten Antworten so weit wie möglich anzugleichen.

 

Viele der Antworten von Inge wurden aus Gründen der Klarheit und Länge leicht gekürzt. Wir haben einige Antworten, die sich inhaltlich überschneiden, zusammengefasst. Wir editieren nie, um die Bedeutung oder den Kontext von etwas, das Inge gesagt hat, zu verändern, und alle redaktionellen Entscheidungen werden erfasst, aufgezeichnet und  von der StoryFile-Leitung überprüft.

Wir haben uns dafür entschieden, Inge Auerbachers Videoaussagen mit handgezeichneten 3D-Animationen zu kombinieren, weil wir (A) der Meinung waren, dass dies ein schöner und effektiver Weg ist, um den Betrachtenden in die 360 XR-Umgebung einzubeziehen, und (B) der illustrierte Stil von Natur aus subjektiv ist und daher zur persönlichen Natur von Inges Erinnerungen passt, anstatt die Last einer perfekten fotorealen Genauigkeit aufzuerlegen. 

Unser zentrales Gestaltungsprinzip war, dass die Animationen den subjektiven, emotionalen Charakter von Inges Erinnerungen widerspiegeln. Sie sind eine Darstellung der Ereignisse in Inges Leben, so wie sie sich daran erinnert, und kein objektives Fenster in die Geschichte. Wir haben jedoch historische Referenzfotos als Grundlage für die Gestaltung verwendet und uns, wo immer möglich, um Präzision und Genauigkeit bemüht. Wir stellen Tod und Gewalt nicht direkt dar. 

Wir haben bestimmte Figuren geschaffen (Inge selbst, ihre Mutter und ihren Vater, ihre Großeltern und ihre Freundin Ruth), als wir persönliche Fotos als Referenz hatten. Alle anderen Charaktere sind eher abstrakt gestaltet und nehmen eine gewisse Gesichtsform an, wenn Inge sich an sie erinnert. Alle Animationen und Charakterdesigns wurden Inge während des Produktionsprozesses zur Genehmigung vorgelegt.

In erster Linie hoffen wir, dass das Publikum das Gefühl hat, Zeit mit Inge Auerbacher verbracht zu haben, als hätten sie ein persönliches Gespräch mit ihr geführt. Betrachtende werden durch unterschiedliche Fragen einen individuellen Weg durch die Anwendung haben, aber das Wichtigste ist das Gefühl einer Verbindung mit Inge. 

 

Wir hoffen, dass durch die Präsentation von Inges Geschichten in diesem interaktiven XR-Medium und in Verbindung mit der 3D-Animation die Geschichten, die Inge erzählt, emotionaler empfunden werden und die Erinnerungen des Betrachtenden an ihr Gespräch lebendiger und nachhaltiger sind. Obwohl es sich nicht um eine pädagogische Anwendung mit einem spezifischen Lehrplan handelt, der vermittelt werden soll, hoffen wir, dass das Publikum die Anwendung neugierig verlassen, um mehr über das Ghetto und Konzentrationslager Theresienstadt und die Ereignisse des Holocausts zu erfahren. Es gibt eine Liste von Verweisen, mit denen sich die Zuschauenden beschäftigen können, wenn sie mehr Hintergrundinformationen über den Holocaust und das Leben von Inge erfahren möchten.

Ethik

Leitprinzipien und ethischer Rahmen

StoryFile und Meta sind bei diesem Projekt nach den folgenden ethischen Richtlinien vorgegangen: 

Das Spannungsfeld verstehen. Zwischen der Darstellung des Holocaust und der Anwendung immersiver Technologien zu diesem Zweck bestehen Spannungen und eine große Komplexität. Die Absicht dieses Versuchs ist es, diese Komplexität niemals zu verbergen, sondern vielmehr Fragen zu stellen, Annahmen in Frage zu stellen, sich zu engagieren und letztendlich über die Erfahrung zu reflektieren. Das Publikum taucht nie vollständig in Inges Erinnerungen ein, aber es ist dennoch eine Erfahrung für das Publikum. Es wird immer eine Grauzone geben, aber StoryFile ist das Projekt von Anfang an mit dieser Absicht und mit Inges Unterstützung angegangen. Und bei jedem neuen Darstellungsmedium müssen diese Fragen gestellt werden, um die Auswirkungen der Anwendung zu verstehen.

Das Konzept des Metaversums entwickelt sich weiter und wird in Echtzeit definiert. Ein wichtiger Aspekt dieses Projekts ist die Erprobung der KI-Technologie für "Conversational Video" und die zentrale Rolle der KI. Anstatt darauf zu warten, dass potenzielle Probleme auftauchen, besteht das Ziel eines Projekts wie dieses darin, sich kritisch und wohlüberlegt mit den Möglichkeiten und Bedenken einer sich rasch entwickelnden Technologie und Infrastruktur auseinanderzusetzen. 

Inges Mitwirken. Eines der Ziele des Projekts war von Anfang an, Inge als aktive Co-Produzentin und Schöpferin in den Mittelpunkt zu stellen. Es geht hier um Inges Geschichte und ihre Worte. Sie war während des gesamten Vor-, Haupt- und Nachproduktionsprozesses aktiv beteiligt. 

Sprachliche Erfahrung. Das Projekt sollte immer in deutscher und englischer Sprache produziert werden. Wir haben das Interview mit Inge Auerbacher in beiden Sprachen geführt und dabei mit zwei identischen Fragelisten gearbeitet. Dabei ergaben sich natürlich einige Unterschiede, da sich Inge je nach Sprache unterschiedlich ausdrückt. Einige Details und Kommentare sind in den deutschen Antworten enthalten, die in den englischen Antworten nicht vorkommen, und umgekehrt. Wir haben bei der Produktion und der redaktionellen Bearbeitung darauf geachtet, dass die animierten Antworten so weit wie möglich übereinstimmen. 

Unverfälschtheit. Aufgrund des sensiblen Charakters des Inhalts haben wir bei der Darstellung von Inges Geschichte im Kontext des Holocausts auf Genauigkeit geachtet. Historische Berater:innen arbeiteten eng mit dem Team zusammen, um die Genauigkeit zu gewährleisten. 

Kostenlose Online-Anwendung. Dieses Projekt war nie als konsumentenorientierte Anwendung konzipiert. Meta unterstützte StoryFile mit einem Zuschuss, der zur Deckung der Kosten für die technische Entwicklung, die Animation und den Produktionsprozess beitrug. Ab Juni 2023 wird das Erlebnis online und kostenlos für ein breiteres weltweites Publikum verfügbar sein. 

Bekämpfung von Antisemitismus

Antisemitismus hat nach wie vor Auswirkungen auf jüdische Menschen und Institutionen in aller Welt. Angesichts des jüngsten Anstiegs von Hassverbrechen und antijüdischen Tropen, einschließlich Mainstream-Darstellungen, ist es für Regierungen, Unternehmen, Organisationen und Gemeinden weiterhin unerlässlich, gemeinsam gegen diese Form des Hasses vorzugehen. Als Erinnerungsprojekt stellt Inge ihre Erfahrungen mit dem Überleben des Holocausts und die Konfrontation mit Antisemitismus in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Das Publikum wird ermutigt, während Inges Erinnerungen Fragen zu stellen und sich mit Objekten, Bildern, Figuren und Animationen zu beschäftigen.